Donnerstag, 29. November 2007

Große Gesten oder An(n)a(l)polis…


Da sitze ich hier seit Wochen wie auf heißen Kartoffeln und sauge jeden Artikel auf, den ich in englischsprachigen Medien finden kann. Terror hier, Besatzung da, Zugeständnisse dazwischen und immer wieder wildeste Gerüchte was Olmert alles an Kompromissen eingehen kann und darf.
Und heute früh zerplatzen meine Illusionen. Nichts,
absolut Nichts! Da stehen drei auf der Bühne die man nicht mal Kommunalpolitik machen lassen sollte und schütteln sich die Hände. Und die ganze Welt schaut zu und fragt sich was diese schlechte Show zu bedeuten hat.

Die Mauer die Jerusalem teilt, oberhalb der Cinematheque photographiert.

Ganz realistisch gesehen zeichnete sich diese Farce schon früh ab. Vor zwei Wochen berichtet mir der Rabbi im Beit Frankforter, das Olmert Ost-Jerusalem verschenken will. Die Betonung lag auf „verschenken“, wenn er „verkaufen“ gesagt hätte wäre er davon ausgegangen es gäbe eine Gegenleistung. Und wenn man die Umstände ein bisschen kennt, ist es für mich nicht wirklich vorstellbar, dass Ost-Jerusalem unter palästinensische Autonomie kommt. Die meisten Jerusalemer haben Angst, es fliegen dann Raketen von einem Stadtviertel ins Andere. Die Jerusalem-Frage zu lösen ist aus israelischer Sicht das größte Problem.

Aber auch die Siedlungen in der Westbank sind ein großes Problem. Es ist ja nicht so, dass das Westjordanland Palästinensisch wäre. Vielmehr ist es ein Meer aus vielen Israelischen Siedlungen mit einzelnen palästinensischen Inseln. Und einer wirklich Starken „Küstenwache“, die mit harter Hand den Transfer zwischen diesen Inseln unterbindet. Kaum vorstellbar das die ideologisierten israelischen Siedler „ihr“ Land so einfach wieder abtreten. Schon gar nicht wenn es Olmert verspricht, der sowieso keine Mehrheit hat.

Die Idee den Palästinensern Land um den Gaza-Streifen zu geben für Land in der Westbank, ist auch etwas paradox. Palästina und das Kernland Israel bilden eines der klimatisch vielfältigsten Gebiete der Welt. Ich will damit klarmachen, obwohl Westbank und Gaza nicht einmal 50 km auseinanderliegen, kann ich in der Westbank gewinnbringend Landwirtschaft betreiben, um Gaza nicht. Zumal Israel ein Hightech-Land ist, was nicht in dem Maße von der Landwirtschaft abhängig ist wie die rückständigeren Palästinenser. Ich denke ohne einen Faktor, der die Fruchtbarkeit des Austauschlandes berücksichtigt, geht gar nichts.

Gespannt bin ich darüber wie man Ost-Jerusalem, Gaza und die Westbank verbinden will. Derzeit liegt die zukünftige Hauptstadt des palästinensischen Staates nämlich außerhalb des Stadtgebietes. In Israel wird laut darüber nach gedacht Tunnel zu bauen. Ich bin mir aber jetzt schon sicher, dass keiner diese Tunnel bezahlen will.

Es wird viel diskutiert und ich bin sehr gespannt was dabei rauskommt. So viel zu meiner Einschätzung der Situation nach Annapolis.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Andre`,
habe mit Interesse Dein Bericht gelesen.
Es ist immer wieder sehr interessant Deine Gedanken zum Thema Israel zulesen.
Gruß aus DoKi. Jürgen