Samstag, 6. Oktober 2007

Mein erster Arbeitstag im Beit Ben Yehuda...

Es ist 5:30 Uhr als ich meine Augen öffne. Nicht aus purer Freude am früh Aufstehen, sonder weil sich für 6:00 Uhr eine Reisegruppe angesagt hat. Ich quäle mich aus dem Bett. Auf Zehenspitzen steige ich über einen schlafenden Mitfreiwilligen. Wir haben nämlich zurzeit noch drei ASF-Freiwillige in unserer Vierer WG aufgenommen. Kurz ins Bad, dann in die Küche, die Zeit reicht noch für eine Banane und einen Kaffee. Danach schnell runter auf das Fahrrad und ab zum Beit Ben Yehuda(BBY). Ich fahre 10 min von der WG bis zur Arbeit. Während der Fahrt geht mir einiges durch den Kopf. Die Einweisung am Montag erhob nicht unbedingt den Anspruch ausführlich zu sein. Sollten die mageren Informationen reichen um am ersten Tag allein zwei Gruppen in Empfang zu nehmen. Allein weil meine Vorgesetzte an Samstagen nicht arbeitet. Und der Rest der Belegschaft Urlaub hat. Ich frage mich warum das ausgerechnet an meinem ersten Tag so sein muss.
Vor meinem Fahrradlenker taucht das BBY auf. Beim absteigen streift mein Blick die Reihe aus Blumenkästen die auf der Begrenzungsmauer stehen. Einer lag direkt auf dem Boden und hatte seine Erde über den Weg verstreut. Blumenerde auffegen sollte meine erste Amtshandlung werden.
Erst einmal schließe ich Fahrrad an und Jugendherberge auf. Das Haus ist vollkommen leer. Eine Totenstille herrscht. Das noch schwache Sonnenlicht bahnt sich seinen Weg durch die Häuserfronten. Ich gehe ins Büro und suche die Schlüssel für die Zimmer raus. In 10 min kommen die Gäste. Also noch schnell das Malheur mit dem Blumenkasten beseitigen. Ich warte… Es vergeht Minute um Minute. Ich warte… Einige Zeit nach 6 Uhr komme ich auf die tolle Idee die Zimmer zu kontrollieren. Da hätte ich auch ehr drauf kommen können. Wer kann wissen ob die Räumlichkeiten vorzeigbar sind. Ich steige die weiße Steintreppe hinauf. Zimmer 9 ist für die Neuankömmlinge vorgesehen. Ich betätige die Klinke. Ratsch… Ich habe die Klinke in meiner Hand. Toll, ganz toll gemacht, André!. Ich kann mich schwach erinnern, dass dieses Problem schon während des Länderseminares akut war. Kein Problem sind ja noch genug Zimmer frei, bekommen sie halt eines mit Klinke. Zimmer 10 ist sauber und auf der gleichen Etage. Perfekt!
Ich warte… Der Zeiger meiner Armbanduhr bewegt sich auf 7 Uhr zu. Immer noch keine Gäste da. Ich warte und warte… Mittlerweile bin ich schon mehr als 3 Stunden hier und nichts ist passiert. So langsam stellt sich ein erstarkendes Hungergefühl bei mir ein. Geraume Zeit später wird aus diesem Gefühl eine wirklich unangenehme Sache. Ich beschließe die Tür mit einem großen Zettel zu beplanken.
Shalom G. Friedrich, bitte rufen Sie unter der Nummer 00972XXXXXX an. toda.
Schnell auf das Fahrrad und in die WG etwas Essen. Um 12:00 Uhr kommt die nächste Gruppe und wer weiß wann die letztendlich da sind. Weil ich der einzige bin der heute arbeiten muss, treffe ich auf alle meinen Mitbewohner. Teilweise noch in Schlafensachen frühstücken wir alle zusammen. Es gibt Rührei und Obst. Lecker… Erschreckend stelle ich fest, dass es schon wieder Zeit ist zum BBY zu fahren. Bis jetzt kein Anruf! Also Beeilung - nicht das die Gruppe, vor verschlossener Tür steht.
Im BBY angekommen heißt es wieder warten… So viel sinnlos rumgesessen wie an meinem ersten Arbeitsag in Israel habe ich die letzten 4 Jahre nicht! Ich warte… Gegen kurz nach 14:30 Uhr bekomme ich Zweifel ob ich alles richtig verstanden habe. Vielleicht liegt der Fehler bei mir. Also beschließe ich meine Chefin anzurufen. In der Hoffnung, dass sie zustimmt, berichte ich ihr von meinem Vorhaben um 14:00 Uhr in die Innenstadt zu gehen. In Ermangelung einer Arbeitstätigkeit tun dies meine Mitfreiwilligen bzw. -bewohner schon einen geraume Zeit. Mit heroischer Gelassenheit nehme ich die Nachricht entgegen, dass ich mindesten bis 16 Uhr im BBY bleiben muss. Also warte ich… Ich warte…

Meine 16 Uhr Zwischenbilanz lautet: Und wenn er nicht gestorben ist so wartet er noch heute…!


Update: Es ist jetzt 18:30 Uhr. Beende Arbeitstag. Gäste immer noch nicht eingetroffen.


Update:
19:18 Uhr, ich öffne gerade die WG Tür, mein Handy klingelt. "Ja Friedrich hier, wir wären dann da!" Also wieder auf das Fahrrad und zurück zum BBY.


Update:
Am nächsten Tag im BBY. Es klingelt und die zwei vermissten Gäste stehen vor der Tür. "Guten Morgen, leider war heute um 6:00 Uhr niemand hier!"

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach Andre sowas kann auch nur dir passieren. Ich musste übelst lachen wo ich dies laß naja aber das wird bestimmt nicht das letzte mal gewesen das dir so etwas passiert.
Gruß Frank

Anonym hat gesagt…

In so einem Geschaeft noch ein Jahr arbeiten ?
Ich wuerde kuendigen !
JH

Anonym hat gesagt…

Andre Andre, 100 Tasten einer Tastatur bedienen, ohne das eine Taste abricht, kein Problem für dich, aber an einer simplen Türklinke scheiterst. Das kann nur besser werden ;o) Ansonst prima deine Einträge bis her. Weiter so!

Viele Grüße Robert K.

Anonym hat gesagt…

hey,ho!it`s me,the notorious chris.s.!
ok,ok ich mach auf deutsch weiter.hat grad mal bissl langeweile und auf welcher seite bin ich da raus gekomm...ganau!scheinst dich ja gut dort eingelebt zu haben.und is es wirklich so?ducken,renn,ducken,renn...(:nur
spaß!mach ma weiter so.hoffe wir sehen uns nächstes jahr wieder in dd.bis bald.
christian!

Anonym hat gesagt…

Hallo André! Nun habe ich es seit 2 Wochen endlich mal wieder geschafft, deine Einträge zu lesen. Bei deinem Eintrag "Mein erster Arbeitstag" habe ich herzhaft gelacht. Meine Kollegin, die mir gegenüber sitzt hatte sich schon echt Sorgen um mich gemacht, weil ich schon fast vor lauter Lachen unterm Tisch lag. Die anderen Berichte sind sehr beeindruckend. Habe mich bisher nie intensiver mit Israel, deren Bevölkerung und politischen Problemen beschäftigt. Aber deine Ausführungen sind sehr interssant, so bekommt man es durch die Medien nicht mitgeteilt.
Deine Eltern haben mich vor 14 Tagen, also am 03.10.2007, besucht. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn sie waren ja noch nie bei mir in Rehau, so lange ich hier schon wohne. Und deine Schwester hat mich gestern auch mal angerufen. Da war ich baff! Habe mich riesig gefreut.
Und heute habe ich eine sehr schöne Nachricht erhalten, Omi und deine Eltern wissen es noch nicht, aber da rufe ich nachher noch an, habe meine schriftlichen Prüfungen bestanden und bin nun zu den mündlichen in 14 Tagen zugelassen. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein großer Felsbrocken mir von meinem Herzen gefallen ist.
Nun hat der liebe Wettergott hier in Oberfranken für morgen, Freitag 19.10.2007, den ersten Schnee in diesem Winterhalbjahr angesagt. Winterreifen habe ich Gott sei Dank letzte Woche aufziehen lassen. Nun mal sehen, ob er wirklich kommt der Schnee!!! grins. In Jerusalem gibt es sowas wie Schnee nicht, oder?
So nun lass es dir noch gut gehen. Bis bald
Nadine

Anonym hat gesagt…

eigentlich wollte ich es mir ja klemmen Andre...wie ich schon seit Jahren predige...zwei linke Hände und an jeder Hand fünf Daumen...Ich hoffe, du hast das wenigstens auf jemand andres geschoben?